Books

Joachim Dennhardt/Daniela Hartmann (Hg.)

Schöne neue Fernsehwelt. Utopien der Macher
Kindler, München 1984

1984 – dem Erscheinungsjahr dieses Buches – standen wir an der Schwelle zu einem neuen Fernsehzeitalter: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen verlor sein Monopol. Welche Auswirkungen hat die medienpolitische Wende, die Einführung kommerzieller Sender auf die Programminhalte? Führt mehr Quantität zu einem Verlust an Qualität? Oder führt der Weg in eine »Schöne neue Fernsehwelt«?

In diesem Buch sind die Zukunftsvisionen, Hoffnungen und Forderungen der Programmacher und Programmverantwortlichen von damals zusammengefaßt in Beiträgen von Hans Abich – Alfred Biolek – Peter Boenisch – Heinrich Breloer – Jutta Brückner – Bernd Eichinger – Hans Geert Falkenberg – Werner Filmer – Hanns-Joachim Friedrichs – Thomas Gottschalk – Dieter Hildebrandt – Werner Höfer – Horst Königstein – Hans-Joachim Kulenkampff – Wolfgang Menge – Reinhard Münchenhagen – Günter Rohrbach – Bernd Schiphorst – Dietmar Schönherr – Eckart Stein – Dieter Stolte – Helmut Thoma – Heinz Ungureit – Ulrich Wickert – Gunter Witte und anderen. Aus heutiger Sicht ist interessant zu sehen, welche der Hoffnungen sich realisiert haben und welche Befürchtungen bezogen auf dieEntwicklung der Programmqualität eingetreten sind.

Joachim Dennhardt/Siegfried Pater (Hg.)

Entwicklung muß von unten kommen. Perspektiven autonomer Entwicklung und exemplarische Projekte in der dritten Welt
Rowohlt, Reinbek 1980

 

Noch immer prägen Selbstgerechtigkeit, Klischees, Vorurteile und lückenhafte Informationen unser Bild von der Dritten Welt. Auch die Einschätzung der Entwicklungshilfe bleibt von diesen Verzerrungen nicht ausgenommen.
Mit den bisherigen Mitteln konnte man das Gefälle zwischen armen und reichen Ländern nicht verringern, es ist eher größer geworden. Die Energiekrise und Konflikte, die den Weltfrieden bedrohen könnten, zwingen uns, unser Verhältnis zu den sogenannten Entwicklungsländern zu überdenken. Es ist deshalb wichtig, die vielfältigen Ursachen von Unterentwicklung darzustellen und zu fragen, wie Reichtum bei uns und Hunger,
soziales Elend und Zukunftslosigkeit in der Dritten Welt miteinander verkettet sind. Aus der Einsicht in diese Zusammenhänge zwischen Erster und Dritter Welt haben die Autoren dieses Bandes versucht, Entwicklungsprojekte zu finden,

  • die unten ansetzen,
  • die «Betroffene» aktiv werden lassen, um selbst einen Weg aus Elend und Ausbeutung zu finden,
  • die von den kulturellen und sozialen Traditionen des jeweiligen Landes ausgehen und sich nicht westlichen Standards unterwerfen,
  • die auf Unabhängigkeit von kolonisierenden Interessen der Ersten Welt zielen.

Diese einfachen, wirkungsvollen Gegenbeispiele zu groß angelegten Entwicklungsprojekten, deren Sinn vielfach umstritten ist, wollen die Möglichkeiten von sinnvoller Entwicklungshilfe aufzeigen.
Zu den wichtigsten entwicklungspolitischen «Problemfeldern», denen die beschriebenen Projekte zugeordnet sind, enthält dieser Band Arbeitshilfen: Hinweise auf weitere Materialien und Filme, Anschriften, Begriffserklärungen.

Der Band ist erschienen als Begleitung zu der entwicklungspolitischen Sendereihe Götter, Gräber und Experten .

Joachim Dennhardt
lyrics. Lyrik in Verbindung mit anderen Künsten. Ein Bildband
Bouvier, Bonn 1989


Eines kann als gesichert gelten: ein Gedicht ist in der Regel kürzer als ein Theaterstück oder ein Roman. Und damit ist es selbstverständlich auch kurzweiliger, zumindest was die Dauer der Beschäftigung mit ihm betrifft. Was sonst ist ein Gedicht? Ist es das kunstvoll Gereimte, oder das widerborstig Ungereimte?

Und vor allem, was ist ein gutes Gedicht? Was erhebt es in den Rang, in gewichtigen Anthologien vertreten zu sein, was lässt es unbeachtet in der Schreibtischschublade verkümmern?
Die Beantwortung dieser Fragen bleibt natürlich dem Leser überlassen. Dieser poetische Bildband zielt darauf, sinnliches Vergnügen zu bereiten und künstlerisch wertvolles Gähnen zu vermeiden. Er vereinigt berühmte und zweifelhafte Verse, engagierte und verrückte, tiefsinnige und obszöne, Gereimtes und Ungereimtes, wobei Lyrik begrifflich nicht allzu eng verstanden wird.
Der Bildband lyrics basiert auf der Fernsehreihe gleichen Titels, die von 1984 bis 1992 im WDR zu sehen war.
Die Sendungen aus dem Spiegelzelt ‚Het Danspalais’ brachten Texte in neue Verbindungen zu anderen Kunstformen wie Musik, Performance, Choreografie, Bildende und Videokunst.
Das Buch folgt in seiner thematischen Gliederung den Schwerpunkten der jeweiligen Sendungen und bringt eine Auswahl der dort beteiligten Künstler. Es zeigt neben den Texten und Bildern weitere Materialien, die während der Arbeit entständen sind, bringt Anekdotisches und Gespräche. Und es zeigt das Gesicht, das sich in Anthologien gemeinhin hinter dem Gedicht, das es hervorgebracht hat, versteckt hält.

Joachim Dennhardt (Hg.)
Europa erlesen: Köln
Wieser-Verlag, Klagenfurt 2005


Die Reihe ‚Europa erlesen’ lädt ein zu literarischen Erkundungszügen in die verschiedensten Regionen.

Dieser Band widmet sich Köln, seiner Geschichte, seiner Kunst, seiner Musik, seiner rheinisch fröhlichen Geisteshaltung.
Und dies in vielen Texten von Apollinaire über Böll, Casanova, Heine, Nietzsche bis zu Petrarca. Zudem erzählen auch viele zeitgenössische Autoren von Ihrer speziellen Liebe zu dieser Stadt in Texten, die eigens für diesen Band entstanden sind.

Joachim Dennhardt (Hg.)
Europa erlesen: Paris
Wieser-Verlag, 2015


Eine Liebeserklärung an Paris aus den Federn verschiedener Autorinnen und Autoren – sie berichten von ihren Lieblingsplätzen, von schamlosen Straßen, von Musikern, Tänzern und Malern. Sie beschreiben das wilde Leben der Bohème am Montmartre und erzählen Geschichten, die in der Stadt der Liebe und der ewigen Jugend ihren Ausgang nahmen.


Kritik zu Joachim Dennhardts letztem Buch über Paris
aus der Reihe Europa erlesen:

Paris! Jetzt!

Eine geistreiche Anthologie über die Stadt der Städte

Von Klaus Hübner

Dass der Verleger Lojze Wieser auf seine Buchreihe Europa erlesen stolz ist, kann man verstehen. Gut 200 schön aufgemachte, handliche Bücher sind in den letzten beiden Jahrzehnten erschienen, und sie erschließen dem willigen Leser den Kontinent – von Albanien bis Zürich. Unlängst ist ein Band über die Stadt der Städte dazugekommen. „We’ll always have Paris“, möchte man mit Humphrey Bogart sagen, und nach den Terroranschlägen vom 13. November 2015 hinzufügen: „Gerade jetzt!“. Fast jeder, der schon einmal dort gewesen ist, glaubt ja, die Stadt an der Seine zu kennen. Nach der Lektüre dieser Anthologie muss man das Wörtchen „glaubt“ betonen. Denn sie versammelt doch eine ganze Menge von Texten, die auch dem Paris-Kenner Neues zu bieten haben.

Anthologien sind immer ein gefundenes Fressen für Kritiker. An nichts anderem kann man so schön herumnörgeln: Warum ist der drin und jener nicht? Zu wenig Frauen! Und weshalb kriegt diese Autorin fünf Seiten und die nur zwei? Wieso sind auch sehr bekannte Texte enthalten und nicht ganz andere? Für solches Herumnörgeln eignet sich natürlich auch Paris ganz ausgezeichnet. Aber lassen wir das und halten lieber fest, dass der Herausgeber das Flair der französischen Hauptstadt durch seine kluge und anregende Zusammenstellung auf’s Interessanteste zu veranschaulichen vermag. Paris erscheint hier weniger als unübersehbare Mega-Metropole der Moderne, sondern, ohne Verklärung und Kitsch, als ein heute noch inspirierender Ort der Künste, als Ort aufregender Literatur, Malerei, Bildhauerei und Musik. Von François Villon bis Peter Handke versammelt das Bändchen mehr als 50 reizvolle Paris-Texte. Diderot und Voltaire, Victor Hugo, Charles Baudelaire, Guillaume Apollinaire, Julien Green, Paul Valéry oder Heinrich Heine – das konnte man natürlich erwarten. Anaïs Nin und Henry Miller waren nicht zu umgehen, Ernest Hemingway auch nicht. Rainer Maria Rilke, Oskar Panizza, Harry Graf Kessler, Walter Mehring, Alfred Polgar, Kurt Tucholsky, Stefan Zweig, Paul Celan, Rose Ausländer, Georg Stefan Troller, Paul Nizon, H.C. Artmann und Wolf Wondratschek vertreten die deutschsprachige Literatur, und das Gedicht Kaminfeuer in Paris von Wolf Biermann wurde ebenfalls aufgenommen. Gertrude Stein oder Simone de Beauvoir dürfen nicht fehlen, und sogar der alte Goethe ist dabei, der die Stadt bekanntlich nie mit eigenen Augen gesehen hat. Das einstige Montmartre-Viertel mit seinen Künstlern und Dirnen wird ähnlich lebendig wie die revolutionäre Besetzung des Odéon-Theaters im Mai 1968, und selbstverständlich kommt die Liebe nicht zu kurz und der Tod auch nicht. „Solang Paris bestehen bleibt, wird es mir nicht an einem Zufluchtsort fehlen, wo ich meinen Geist aushauchen kann – dergestalt, dass ich keinem anderen nachtraure“, schrieb Michel de Montaigne. Darüber darf man auch heute noch nachdenken.

http://literaturkritik.de/id/22511